Baumflüsterer mit Hammer: Was uns die Natur zu sagen hat
„Baumflüsterer“ | |
Henning Widelak | |
Telefon: | 01 73/5 35 89 33 |
Der Klang der Bäume
Stand: März 2022
Wenn die Vögel wieder singen, nähert sich das Frühjahr. Doch ein Wildauer verfolgt selbst im tiefen Winter Klänge: Er ist „Baumflüsterer“.
Henning Widelak ist sich
sicher: „Ein gesunder Baum hat einen ganz hellen Klang.“
Die Prüfung erfolgt allerdings leicht martialisch, denn dazu bearbeitet der 32-Jährige unsere wichtigen Sauerstoffspender mit einem imposanten Gerät, dem sogenannten „Schonhammer“.
Hören, wie es dem Baum geht
„Dann höre ich, wie es dem Baum geht“, verblüfft der
ehrenamtliche Baumschutzbeauftragte der Gemeinde.
„Ich war schon als Kind von
allem, was bei uns im Garten wächst, fasziniert. Ich habe den Eltern gerne beim Pflanzen und Pflegen der Gewächse sowie natürlich bei der Ernte geholfen“, erinnert er sich, wie er zum „grünen Daumen“ kam.
14 000 Bäume im Auge
Dieser verfestigte sich, als Henning Widelak sich entschloss, zu studieren. „Ich belegte von 2011 bis 2017 in Neubrandenburg die Fächer Naturschutz und Landschaftspflege“, gibt er Einblick. Die erste Anstellung fand er unweit seines Wohnorts in Wildau, beim Berliner Bezirk Treptow-Köpenick: „Dort war ich für 14 000 Bäume zuständig. Ich musste jeden davon alle neun Monate auf Verkehrssicherheit untersuchen, um Schäden vorzubeugen“, beschreibt er seine Herkulesaufgabe.
Baumarmes Wildau?
Da hat er es als ehrenamtlicher Baumschutzbeauftragter in seiner Heimatstadt Wildau schon einfacher: „Es gibt etwa 1 500 Park- und Straßenbäume in Wildau, die verkehrssicherungspflichtig kontrolliert werden müssen und deswegen in einem Kataster erfasst sind. Darüber hinaus sind weitere Bäume vorhanden, etwa auf öffentlichen Liegenschaften oder an Landesstraßen, die hier nicht eingerechnet werden. Zusätzlich haben wir noch die vielen Waldbäume. Daher würde ich Wildau durchaus als sehr grün und
naturnah bezeichnen.“ Die viel kleinere Gemeinde Zeuthen hat viermal so viel Sauerstoffspender, „nämlich insgesamt etwa 6 000“, weiß Widelak. Diese Information kennt er aus „erster Hand“, ist er dort doch in der Verwaltung als Sachbearbeiter für Natur- und Baumschutz tätig.
Als Wildaus ehrenamtlicher Baumschutzbeauftragter kommt er „dienstlich“ übrigens eher weniger an die
frische Luft: „Für die eigentliche Begutachtung sind Firmen beauftragt. Ich komme dann ins Spiel, wenn es Probleme, Fragen und Zweifelsfälle gibt. Außerdem werde ich gerufen, wenn es um private Baumfällgenehmigungen geht.“
„Todesurteil“ zur Verjüngung?
Dass er als „Baumflüsterer“ so manches „Todesurteil“ für einen oftmals alten Sauerstoffspender aussprechen muss, verursacht ihm keine schlaflosen Nächte: „Für die Bürger ist das vielfach ein sehr emotionales Thema. Sie sehen Tag für Tag ‚ihren‘ Baum, wenn sie aus dem Fenster schauen. Plötzlich soll er weg. Doch würde er später von selbst umfallen und Schaden anrichten, wäre es für niemanden eine Freude. Außerdem werden Bäume ja immer wieder nachgepflanzt. Es geht also in den meisten Fällen um eine ganz natürliche Verjüngung.“
Süße Träume
Ihm ist aber klar, dass momentan die Bäume immer schneller absterben, ganz im Gegenteil zu uns Menschen: „Der Klimawandel mit den trockenen Sommern und den milden Wintern führt zu erheblichen Schäden. Weil Frostperioden fehlen, können Schädlinge überleben und sich entsprechend vermehren.“
Deshalb plädiert Wildaus Baumschutzbeauftragter für eine entsprechende Anpassung: „Bisher ist man vor allem auf Linden fixiert. Die Fachwelt forscht intensiv an Alternativen, die unser Klima vertragen“, sinniert er. Eine davon soll der dekorative Trompetenbaum sein. Dann hätte Wildaus Baumschutzbeauftragter also gleich noch ein Mitglied in seinem stämmigen Orchester!
Privat liebt er übrigens süße Verführungen aus der Natur: „Mein persönlicher Lieblingsbaum ist die Süßkirsche mit den großen schwarzen Früchten“, schwärmt er.
Mit derartigen leckeren Vorlieben sollte Henning Widelak eigentlich entsprechende Anziehungskraft aufs andere Geschlecht ausüben können.
Schließlich stehen Freundin und Familiengründung jetzt ganz oben auf seiner Agenda. Dabei verspricht er hoch und heilig, bei einer eventuellen Begutachtung nicht auf den „Schonhammer“ zurückzugreifen!