Schwarzfahrer und heiße Bilder: Mit Volldampf zur Kunst
Künstlerin | |
Ute Hädrich | |
Telefon: | 0 33 75/55 03 02 |
Website: | www.ute-haedrich-malerin.de |
Wildauerin sieht rot
Stand: März 2021
Schwarzfahrer sehen rot! Dank einer Wildauerin rutscht schon seit Jahren kaum einer der Ertappten, die sich die Kosten für den Bahn-Fahrschein sparen wollten, durchs Raster.
„Ich habe eine Software für die Deutsche Reichsbahn geschrieben, die bewirkt, dass alle automatisch eine entsprechende Zahlungsaufforderung nach Hause geschickt bekamen“, erinnert sich Ute Hädrich zurück. Damit schrieb sie Geschichte, schließlich waren in den 1980-er Jahren in der DDR Computer Mangelware.
EDV-Pionierin
„Wir hatten damals außerdem den ersten Fahrscheinautomaten erfunden und gebaut. Er wurde am Ostkreuz aufgestellt“, blickt die Pionierin mit berechtigtem Stolz auf ihre
damalige „Firma“ zurück. Dies war das „Zentrale Forschungsinstitut des Verkehrswesens“, kurz „ZFIV“. Es war 1971 durch Zusammenlegung mehrerer einzelner Institute der Reichsbahn entstanden. „Später programmierte ich Abrechnungssysteme für Schüler, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen waren. Diese ermöglichten, dass im Endeffekt in den Bussen personalisierte Fahrkarten ausgedruckt werden konnten“, beschreibt sie die ungeheure Aufgabe.
Eisenbahn-Familie
Die Liebe zur Eisenbahn ist in der Familie aus der Eisenbahn-Wiege Wildau überaus fest verankert. Ehemann Volker Hädrich war bis zur kürzlichen Pensionierung ebenso von seinem Beruf im Einsatz um die Personenbeförderung fasziniert wie es die beiden Kinder heute noch sind.
Doch ausgerechnet in Wildau, der Stadt, die ihre Entwicklung und den historischen Kern auf die Lokomotiv-Fabrik von Louis Schwartzkopff zurückführt, sorgt die EDV-Pionierin statt mit dem Computer mit Farbpalette und Malkasten für Wellen.
Am liebsten rot!
Diese sorgen seit mittlerweile einem Jahr im Rathaus von Wildau im Zuge einer Ausstellung für traumhafte Momente von Besuchern und Mitarbeitern. Dabei lässt dieser Ausflug in blaue maritime Welten eine untypische Seite der Künstlerin erkennen: „Meine Lieblingsfarbe ist rot!“, postuliert sie. Dieser Passion fiel
eines der wenigen Bilder mit Motiven von hier zum Opfer: „Ich war zusammen mit meinen Freundinnen Dagmar Hagen und Sylvia Bogedin in der Malschule von Kerstin Hemmerling am Zeuthener See. Dort hatte ich jahrelang Unterricht genommen. Wir wollten das Seepanorama ins Bild setzen.
Allerdings wurde es immer dunkler, so dass das Bild zunehmend düster wurde. Das kann ich gar nicht leiden und habe es rot übermalt“, verblüfft sie.
Sexy Geisha
Dabei hat nicht jeder immer Sinn für ihre Liebe zur Leuchtfarbe. „Ich hatte auf Wunsch meines Sohns eine Geisha gemalt, natürlich in rot. Jetzt hat er eine Freundin, der dies gar nicht gefiel. Deshalb bekam ich das Bild nun zurück“, gibt sie weiteren Einblick. Ob die Geisha einfach zu erotisch war?
Die Bilderwelt von Ute
Hädrich geht von Frauenbeinen über Tier-, Pflanzen- und Landschaftsmotive bis zu Porträts. Die Anregungen erhält sie auf den vielen
Reisen, die sie mit Ehemann Volker Hädrich macht: „Ich bin eine begeisterte Fotografin. Aus meinen Aufnahmen stelle ich mir Fotobücher
zusammen, die dann als Grundlage für meine Bilder dienen“, erklärt sie ihren Schaffensprozess. Auf ihrer Internetseite erhält man eine gute Übersicht über ihren
farbenfrohen Malstil.
Bunte Schnäppchen
Interessenten können sich gerne bei ihr melden. Der Preis der Bilder liegt maximal im niedrigen dreistelligen Bereich. Sie sind damit ein echtes Schnäppchen. „Oft kostet mich der Rahmen schon 50 Euro“, gibt sie Einblick. Dabei bringt sie ihr Fleiß zunehmend in Bedrängnis: Das Einfamilienhaus bietet keine freie Wand mehr, wo sie ihre Kunst präsentieren könnte. Deshalb lässt der Rundgang in ihrer „Privatgalerie“ keine Intimsphäre zu. Die farbenfreudigen Bilder sind in der guten Stube ebenso wie im Bad, im WC und im Schlafgemach zu finden.
Kein Näschen für Öl
Aufgrund ihrer Leidenschaft für klare Farben würde sie sehr gerne in Öl malen. „Der Eindruck ist einfach viel intensiver als bei Acryl“, hat sie herausgefunden. Allerdings kommt sie hier in Konflikt mit ihrer Nase: „Ich habe einen überaus intensiv ausgeprägten Geruchssinn. Von Ölfarben bekomme ich wegen des Verdünners regelmäßig Kopfschmerzen. Ich kann damit nur draußen im Garten arbeiten“, zeigt sie auf, warum sie sich besonders auf die warme Jahreszeit freut.
Ihr Talent kam übrigens schon früh zum Vorschein. Davon zeugt eine Ansicht aus der Altstadt von Meißen, die sie bereits als 14-Jährige geschaffen hat. Dennoch wagte sie nicht, dieses Talent zum Beruf zu machen: „Wir wohnten in der Südvorstadt von Dresden. Da war die TU gleich um die Ecke. Ich wäre am liebsten Architektin geworden. Das ging aber nicht. Deshalb habe ich Informatik studiert.“
Mädchentraum!
Was manchem Schwarzfahrer später zum Verhängnis geworden ist, hält sie aus der Kunst heraus: „Ich male ausschließlich konventionell mit Pinsel und Farbpalette. Kunst am Computer ist nicht mein Ding!“, gibt die EDV-Pionierin der Technik, die im Beruf ihr Leben war, in der kreativen Rentengestaltung eine deutliche Abfuhr.
Schließlich geht es jetzt um die Umsetzung ihres Mädchentraums!