Kreuzfahrtschiffe und U-Boote auf der Dahme: Wenn große Schiffe ganz klein werden
Modellbaugruppe vom „Wassersportclub Wildau e.V.“ | |
Hans-Joachim Zschüttig | |
Telefon: | 01 70/8 08 37 10 |
E-Mail: | h.j.zschuettig@web.de |
Alles, was schwimmt
Stand: April 2024
Obwohl Wildau nicht am Meer liegt, sind hier Seenotrettungskreuzer und ein schwimmender Flugzeugträger in Aktion. Bei Wind und Wellengang sind dann üblicherweise „harte“ Jungs gefragt, die die Boote auf Kurs halten.
Eine Wildauer Crew macht hier eine Ausnahme. Bei der Mannschaft um „Kapitän“ Hans-Joachim Zschüttig sind eher viel Fingerspitzengefühl und winzige Detailarbeit angesagt. Der 65-Jährige ist der
Vorsitzende der Modellbaugruppe vom „Wassersportclub Wildau e.V.“ und seit seiner Kindheit begeistert von der bunten Fantasiewelt.
Wie so oft im Leben, ist der Großvater an der Leidenschaft des damals kleinen Hans-Joachim Zschüttig „schuld“.
„Mein Opa schenkte mir das Modell eines Hafenschleppers, den wir gemeinsam zusammenbauten. Einige Zeit später waren wir in Rostock. Dort stand in einem Schaufenster ein imposantes Hanseschiff mit vielen liebevollen Details. Diese Ausstrahlung ließ mich nicht mehr los. Zuhause versuchte ich, es nachzubauen“, blickt er auf seine persönlichen Anfänge zurück. Mit dem Eintritt ins Erwachsensein kamen allerdings zunächst andere Interessen. Erst Anfang der 2000er-Jahre fand er Zeit, um sich wieder ausgiebig den „kleinen“ Schiffen zu widmen.
Boote mit Spezialeffekten
Seitdem ist er in der Wildauer Gruppe mit derzeit zwölf Mitgliedern aktiv. Gebaut wird
alles, was schwimmt: Viermaster, Kreuzfahrtschiffe, Polizeiboote, Schlepper, Segler, Feuerlöschboote, Dampfer, Fischkutter, Rennboote oder U-Boote. „Als Baumaterial verwenden wir überwiegend Holz und Kunststoff. Wir sägen viele
Teile selbst aus, konstruieren nach Plänen und bringen mit verschiedenen Klebern die einzelnen Elemente zusammen. Die anschließende Farbgebung vollendet die Arbeit“, gibt Hans-Joachim Zschüttig Einblick in den Ablauf.
„Natürlich gehört eine funktionierende Fernsteuerung samt Schaltung zum Betrieb der
Modelle dazu. Neben dem
Navigieren auf dem Wasser werden gern Spezialeffekte wie Sirenen, Lichtsignale oder mal der Schrei einer Möve mit integriert. Da wir unseren Werkstattraum direkt an der Dahme haben, können wir die Boote sofort testen und sehen, ob diese wasserdicht sind“, freut er sich über die gute Lage.
Große Schiffe
Seit 2017 mit „im Boot“, und kreativer Hobbybastler aus Leidenschaft, ist der heute 77-Jährige Günter Wigand.
Das Prunkstück, das er mit Burghard Longère nachgebaut hat, ist ein Flugzeugträger mit einer Länge von 1,50 Metern und vielen Details einschließlich einem Kran für das Bewegen der Flieger an Deck.
Günter Wigand ist jeweils mittwochs und samstags am Nachmittag im Vereinshaus anzutreffen. Dort widmet er sich zudem den Jugendlichen.
„Wir würden uns freuen, mehr junge Menschen für den Modellbau zu begeistern. Wir vermitteln hier Fähigkeiten, die später mal von Nutzen sein können. Das betrifft das Lesen der Pläne und geht bis hin zum exakten Aufbau eines Schiffes“, lädt Günter Wigand ein. Er selbst entdeckte seine Liebe dazu eher auf Umwegen: Er las als Kind gern Seefahrerbücher von James Cook oder vertiefte sich in Modellbauzeitungen.
Erst als Rentner hatte er endlich Zeit, all sein damaliges Interesse und Wissen praktisch zu verwirklichen.
Jugend im Blick
Sehr engagiert ist der 16-Jährige Georg Böke, der seit seinem 12. Lebensjahr hier aktiv ist. „Ich war mit meiner Oma beim Stadtfest in Wildau. Dort kamen wir am Stand
der Modellbaugruppe vorbei. Seitdem bin ich dabei“, freut er sich und zeigt stolz seine Boote. „Ich arbeite gern handwerklich. Hier sägen wir viel selbst, oft kleine, geschwungene Teile. Da stoßen die meisten Jugendlichen schon an ihre Grenzen“, erklärt er die geringe Nachfrage bei seiner Altersklasse.
Georg Böke lässt übrigens seine Talente zum Element Wasser und zur Technik noch an anderen Stellen aktiv werden. So ist er beim DRK als Rettungsschwimmer in Aktion. Zudem ist er ehrenamtlich wöchentlich im Rundfunkmuseum in Königs Wusterhausen anzutreffen, wo er kürzlich bei der Wartung des einzigartigen riesigen Notstromaggregates half.
Aktiv bei Festen
Die „Bootsjungs“ präsentieren sich gern öffentlich. So gibt es Einladungen anderer Modellbau-Vereine und entsprechender Clubs. Es werden diverse Ausstellungen und Vorführungen ausgerichtet. In diesem Jahr kann man sie am 6. Juli in Wildau beim Stadtfest antreffen.
Auf dem Vereinsgelände an der Uferpromenade findet am 15. Juni das Hafenfest und am 16. Dezember der Hafenweihnachtsmarkt statt. Dabei gibt es eine Menge zum Anfassen und Testen. So kann man selbst ein Modellboot steuern.
Vielleicht schlägt der eine oder andere einen neuen Kurs ein und hat Lust, sich dem „wasserdichten“ Hobby zu widmen!